SPD will Rahden fit für die Zukunft machen
Die Sozialdemokraten wollen – gemeinsam mit den Bürgern – sowohl Rahden als auch den Kreis Minden-Lübbecke attraktiver und zukunftsfähiger gestalten. Das ist beim Neujahrsempfang der SPD Rahden am Freitag im Westfalen Hof deutlich geworden. Wie dies gelingen könnte, erfuhren dort die etwa 70 Gäste, zu denen neben Mitgliedern der vier Ortsvereine Rahden, Wehe, Preußisch Ströhen und Varl auch Vertreter von Vereinen und Institutionen sowie Unternehmer zählten.
Denn Udo Högemeier, SPD-Bürgermeisterkandidat für Rahden, und Landratskandidat Ingo Ellerkamp wollen diese Aufgaben in Angriff nehmen und stellten ihre Schwerpunkte dazu vor. Damit eröffneten sie zugleich den Wahlkampf für die Kommunalwahl im September.

Dass dies jedoch nicht der einzige Kampf sein wird, den es auszufechten gilt, daran erinnerte der Stadtverbandsvorsitzende Torsten Kuhlmann. Er wies auf die zahlreichen Einflüsse von außen hin wie die „Wucht der Klimakatastrophe“, den Brexit, die Dimension der Digitalisierung und nicht zuletzt den Aufstieg der Rechten und die Lage in den USA. Man könne angesichts der Herausforderungen verzweifeln.
„Aber wir sind Sozialdemokraten, die sich nicht damit abfinden, sondern anpacken. Wir starten in eine neue Dekade, und es wird darum gehen, dass wir dieser unseren Stempel aufdrücken.“ Und gemäß des Zitates des Philosophen Aristoteles „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“ forderte Kuhlmann: „Der Wind hat gedreht, stellen wir uns darauf ein.“
Die Veranstaltung moderierten die Fraktionsvorsitzende Dorothee Brandt und ihr Stellvertreter Friedrich Schepsmeier. Sie begrüßten als besondere Gäste den Bundestagsabgeordneten Achim Post sowie den Landtagsabgeordneten Ernst-Wilhelm Rahe, die später in ihren Impulsreferaten auf relevante Themen aus Bund und Land eingingen, für Fragen und Anliegen der Gäste zur Verfügung standen und langjährige Mitglieder ehrten.
Mobilität, Digitalisierung und Mitarbeit der Bürger
Udo Högemeier ist bereits seit zehn Jahren Mitglied der SPD. „Er zeichnet sich durch Mut aus, ist Rahdener und kennt sich hier aus“, kündigte Dorothee Brandt den SPD-Bürgermeisterkandidaten für Rahden an. Högemeier setzt auf das Miteinander: „Gemeinsam für Rahden; Zusammenhalt statt Spaltung!“ Dieser Anspruch müsse aber auch mit Leben gefüllt werden, betonte Högemeier, der Experte im Bereich elektrische Energietechnik an der Hochschule Osnabrück ist.

Drei Schwerpunkte stehen auf seiner Agenda. In Sachen Klima liegt ihm die Sicherstellung lebenswerter Bedingungen trotz des verschärften Klimawandels am Herzen. Ebenso die Mitarbeit von Firmen und Bürgern, um die CO2-Emission stark zu verringern. Im Bereich Mobilität werde er sich um die speziellen Anforderungen im ländlichen Raum kümmern. Dabei soll die Mobilität älterer Mitbürger nicht vergessen werden. Auch neue Mitfahrmodelle und wirtschaftlicherer Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) gehören dazu. Dabei warf der Rahdener schon einmal einen weiten Blick in die Zukunft, indem er das Thema autonome Fahrzeuge anriss.
Denn dieses ist ebenso mit dem dritten Punkt, der Digitalisierung, verbunden. Die wesentlichen Aspekte seien dabei die Bereitstellung digitaler Infrastruktur für alle sowie die Zusammenarbeit mit Firmen und Schulen zur Umsetzung in Ausbildung und Beruf. „Es geht darum, die Digitalisierung effizient zu nutzen und um die Frage, wie Ausbildung gestaltet wird, um wertvolle Arbeitsplätze auch mit eigenem Nachwuchs besetzen zu können“, erläuterte Högemeier.
Aufenthaltsqualität soll erhöht werden
Auf Nachfrage von Dorothee Brandt und Friedrich Schepsmeier hinsichtlich der Wirtschaftsförderung, der Sicherung von Arbeitsplätzen, des Umweltschutzes sowie Högemeiers Erwartungen an die Firmen sagte dieser: „Dass bezüglich der Infrastruktur vieles im Argen liegt, habe ich aus Gesprächen mit Firmen mitgenommen.

Für Rahden ist eine hohe Aufenthaltsqualität wichtig. Der Aufenthalt und der Einkauf hier müssen zu einem gewissen Erlebnis gemacht werden. Aber dafür muss auch Geld ausgegeben werden.“ Zudem müsse man ein offenes Ohr für die Probleme haben und die Firmen objektiv behandeln.
„Von den Firmen erwarte ich, dass sie sich in der Ausbildung engagieren, ihren eigenen Nachwuchs heranziehen, wirtschaftlich gut arbeiten und ökologische Aspekte berücksichtigen.“ Wichtig sei es, dass Kinder und Jugendliche gut ausgebildet werden, auch die Kinder von Migranten. „Wir dürfen sie nicht allein lassen. Auch Kinder von Zuwanderern müssen top ausgebildet und an die Digitalisierung herangeführt werden. Dazu müssen wir als Gesellschaft unseren Beitrag leisten.“ Udo Högemeier weiß: „Politik, Rat und Verwaltung können nichts alleine. Wir sind angewiesen auf engagierte Bürger.“
Transparenz und Teilhabe
In der Bürgermeisterkandidatur sieht er seine Herausforderung und möchte zudem seine Arbeit mit Menschen verstärken. Besonders sein technisches Know How ist demnach ein großer Pluspunkt. „Es ist gut, wenn auch mal ein Ingenieur an der Spitze der Verwaltung steht, der mit Sachverstand beispielsweise Unternehmen hinsichtlich energetischer Sanierung und Reduzierung der CO2-Kosten beraten kann. Zudem möchte ich die Transparenz für die Bürger und die Teilhabe an Entscheidungen fördern“, betonte Högemeier und erhielt dafür viel Applaus.
Das Ziel ist die Zukunft
In Ingo Ellerkamp sieht die SPD einen idealen Kandidaten, um den Kreis zu repräsentieren, denn er verbinde als Baudezernent für Lübbecke und Vorsitzender der SPD Petershagen beide Seiten der Kommunalpolitik: das Haupt- und das Ehrenamt, sagte Dorothee Brandt. Sein Motto lautet: Heimat, Zukunft, Miteinander. „Meine Motivation ist die Heimat, das Ziel ist die Zukunft, der Weg ist das Miteinander“, erläuterte Ellerkamp, der besonders auf ein Miteinander im Kreis sowie der Kommunen setzt.

„Es geht darum, dass es den Menschen, die hier wohnen und arbeiten, gut geht, und dass die Rahmenbedingungen dafür stimmen“, sagte der 46-jährige Familienvater. Die Breitbandversorgung mit flächendeckender Glasfaseranbindung an alle Haushalte sei genauso wichtig in der technischen Infrastruktur wie Wasser- und Gasanschlüsse. „Wenn wir eine Zukunft haben wollen im Kreis, dann geht es nur damit“, betonte Ellerkamp. Ebenso wolle er sich dafür einsetzen, dass die „weißen Flecken“ im Mobilfunknetz verschwinden.
Weitere seiner Schwerpunkte sind die ärztliche und fachärztliche Versorgung. Dazu gehöre die schnelle Erreichbarkeit von Ärzten und Krankenhäusern. „Der Medizinsektor ist in Bewegung. Wichtige Dinge müssen gemeinsam mit der Belegschaft vorangebracht werden. Dabei dürfen wirtschaftliche Aspekte nicht außer Acht gelassen werden.“ Bezüglich der Mobilität komme es darauf an, dass vorhandene Verbindungen im ÖPNV vernünftig ausgebaut und attraktiver in der Nutzung werden. Transparenz gegenüber den Bürgern sei ihm wichtig. „Das bedeutet aber auch darzustellen, wo diese nicht möglich ist.“

Auf die Frage von Friedrich Schepsmeier, was für Rahden und den Kreis bezüglich der Sicherheit und Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Ansiedlung von Unternehmen und Handel an diesem Standort getan werden kann, verwies Ellerkamp auf den Regionalplan, nach dem die Kontingente vergeben werden, um weitere Gewerbeflächen auszuweisen.
„Das funktioniert hier nur interkommunal. Wir werden keine Industrieregion. Die Qualität liegt hier in einem gesunden Mix.“ Zudem liege die Zukunft der Ortskerne und Innenstädte nicht allein am Handel. „Soziale Angebote und all das, was Leben in der Region ausmacht, müssen Städte und Gemeinden voranbringen.“
Globaler Mindeststeuersatz
Ernst-Wilhelm Rahe, der nach zwei Jahren Auszeit nun wieder im Düsseldorfer Landtag sitzt und dort neu im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz ist, berichtete unter anderem von Diskussionen mit jungen Leuten der Bewegung Fridays for Future. „Dabei ist deutlich geworden, wie wichtig das Thema ist.“ So habe er auch viele engagierte Eltern und Großeltern getroffen. Erschüttert zeigte er sich, dass mittlerweile die AfD im Landtag vertreten ist.

„Diese Veranstaltung gefällt mir sehr gut“, lobte der Bundestagsabgeordnete Achim Post. Ebenso zeigte er sich von den Kandidaten angetan. „Die Welt hat sich verändert, seit ich 1976 in die Politik eingestiegen bin“, sagte Post. Früher sei wohl kaum die Lage in den Vereinigten Staaten ein Thema bei einem Neujahrsempfang gewesen. Auf viele Dinge hätten die Menschen hier keinen Einfluss, räumte der Rahdener ein.
„Aber wir haben Einfluss darauf, wie wir uns verhalten. Wir sollten weiter für Abrüstung, für gute Arbeitsplätze und den Klimaschutz kämpfen.“


Ebenso für einen globalen Mindeststeuersatz, der dann von allen Unternehmen – inklusive Google und Amazon – gezahlt werden müsste. Post rief außerdem dazu auf, nicht hinzunehmen, dass Politiker, beispielsweise auch Kandidaten und Bürgermeister, offenem Hass und Bedrohungen ausgesetzt sind.
Abschließend appellierte Horst-Wilhelm Bruhn, zweiter stellvertretender Bürgermeister: „Wenn wir in Zukunft junge Leute zurückholen wollen, dann kann es nicht sein, dass wir keine kulturellen Veranstaltungen und keine Arbeitsplätze anbieten können.“ Damit zielte Bruhn auch auf die geplante Multifunktionshalle für den Kreis ab, die die Mindener Kampa Halle ersetzen soll. „Wir müssen die Qualitäten dieser Region, die woanders nicht bezahlbar wären, herausstellen.“
Ehrungen
Bevor die Genossen zum gemütlichen Teil übergingen, stand noch die Ehrung langjähriger Mitglieder an. Die Ehrennadeln und Urkunden überreichten Achim Post und Ernst-Wilhelm Rahe gemeinsam mit dem Stadtverbandsvorsitzenden Torsten Kuhlmann, dem Ortsvereinsvorsitzenden Horst-Wilhelm Bruhn (Wehe) sowie der Ortsvereinsvorsitzenden Marion Spreen (Rahden).
Seit 40 Jahren ist Rolf Klasing aus Preußisch Ströhen Mitglied der SPD. Klasing war in der Ratsfraktion (2005 bis 2009 im Stadtrat Rahden) sowie im Stadtverband aktiv und ist aktuell Kassierer (seit 1996) im Ortsverein Preußisch Ströhen. Dabei steht Klasing mit seinem Fachwissen, er ist Kämmerer im Kreis Diepholz, der SPD Rahden als Berater zur Verfügung.
Klasing war stellvertretender Vorsitzender (1984 bis 1986) und Vorsitzender (1986 bis 1996) sowie Schriftführer (1996 bis 1998) des Ortsvereins Preußisch Ströhen, stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbandes (1990 bis 1996) sowie sachkundiger Bürger im Sozial-, Jugend-/Sport- und Schulausschuss.

Auch der mittlerweile 80-jährige Wilfried Wagenfeld engagiert sich seit dem 1. März 1979 für die SPD Rahden und wurde ebenfalls für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. 25 Jahre lang (1982 bis 2007) saß er im Rahdener Stadtrat und war in diverse Ausschüssen aktiv, unter anderem als Vorsitzender des Bau- und des Kulturausschusses. Wagenfeld war stellervertretender Fraktionsvorsitzender der Rahdender SPD und ist heute Ehrenmitglied im Vorstand des Ortsvereins Rahden. Großes Engagement zeigte Wilfried Wagenfeld unter anderem für die Bahn und die Museumseisenbahn sowie das Spengemannsche Haus.
Bernhard Meier gehört ebenfalls seit 40 Jahren (Eintritt am 1. Mai 1979) der SPD an. Mittlerweile ist der Rahdener Rentner, aber immer noch in Sachen Kegelbahnen unterwegs, da sein Beruf auch sein Hobby ist.
Bereits seit dem 1. Juni 1989 hält Mechtilde Rose der SPD die Treue. Ihren Hang zum Sozialen hat sie zu ihrem Beruf gemacht. Sie gründete 1987 das Haus Rose mit zunächst nur einem, später dann acht Betten im Ortsteil Wehe.

Allen Widerständen zum Trotz und mit Unterstützung durch Friedrich Schepsmeier gelang eine Erweiterung auf 20 Betten. Heute stehen dort 40 Plätze zur Verfügung.
Gaby Schwarze kann auf eine 25-jährige Mitgliedschaft in der SPD zurückblicken. Seit dem 1. September 1994 ist sie dabei. Sie selbst hat 25 Jahre lang im sozialen Bereich gearbeitet und engagiert sich in diesem auch privat. Für den SPD-Ortsverein Wehe ist Gaby Schwarze seit Langem im erweiterten Vorstand. Sie organisiert zudem seit vielen Jahren hervorragend die Weihnachtsfeier der SPD im Pflegeheim Rose.