„Eine Erfolgsgeschichte“

Hat das Sagen: Vor 20 Jahren fuhr Günter Lückemeier den Eröffnungszug. Auch im Sonderzug zum 20. Jubiläum war er wieder Zugführer. Vorspann leistete dem Triebwagen die kleine Verschublok. FOTOS: JOERN SPREEN-LEDEBUR
Hat das Sagen: Vor 20 Jahren fuhr Günter Lückemeier den Eröffnungszug. Auch im Sonderzug zum 20. Jubiläum war er wieder Zugführer. Vorspann leistete dem Triebwagen die kleine Verschublok. FOTOS: JOERN SPREEN-LEDEBUR

Rahden galt vor Jahrzehnten als die Eisenbahnerstadt in der Region. Hunderte Menschen fanden in den Dienststellen der Bahn Lohn und Brot. Das ist Vergangenheit. Ehrenamtliche halten aber die Erinnerung an diese Tradition wach.

Im April 1991 nahm die Museumsbahn den Fahrbetrieb zwischen Rahden und Uchte auf. Seit 20 Jahren fährt die Bahn nun auf dem 25 Kilometer langen Reststück der früheren Bahnlinie von Rahden nach Nienburg (Weser). Anlässlich des Jubiläums setzte die Museumsbahn am Sonntag einen Sonderzug ein (die NW berichtete gestern). Dieser Sonderzug erinnerte an den Beginn des Fahrbetriebs vor 20 Jahren. Genau wie damals wurden Triebwagen und Beiwagen aus den 1930er Jahren eingesetzt. Genau wie damals leistete eine Verschublok Vorspann-Dienste. Genau wie damals steuerte Lokführer Günter Lückemeier den Zug. Eingesetzt wurde am Jubiläumstag aber auch der rote Schienenbus der Baureihe VT 798, von Eisenbahn-Kennern ob seiner Herkunft nur „Uerdinger“ genannt und in den 1950er Jahren als „Retter der Nebenbahnen“ bezeichnet.

Passend zum zweiten Null-Geburtstag waren die Fahrzeuge aus den 1930er Jahren mit einem neuen Anstrich versehen worden. Auch der Mitropa-Speisewagen in Höhe des alten Bahnbetriebswerkes, heute Domizil der Eisenbahner, wurde neu gestrichen. Hilfe leisteten nach Angaben von Berndt von Mitzlaff dabei die Stiftung der Stadtsparkasse und ABM-Kräfte der Stadt Rahden.

20 Jahre Museumsbahn – das war für die Mitglieder um den Vorsitzenden Berndt von Mitzlaff ein guter Grund, Rückschau und Ausblick zu halten. Durchschnittlich verzeichnet die Museumsbahn in einem Jahr etwa 6.000 Fahrgäste, so von Mitzlaff. Auch in diesem Jahr sei es gut angelaufen. Neben den planmäßigen Fahrtagen sind die Museumsbahner oft auch bei Sonderfahrten unterwegs.

„Wichtiger Baustein für den Tourismus“

In den ersten zwölf Jahren waren die Rahdener dabei noch unter dem Dach der Museumseisenbahn Minden unterwegs. Vor acht Jahren lösten sie sich aus dem Verein und wurden eigenständig. Zu den Mindenern pflegen sie aber nach wie vor gute Kontakte. „Wir sind froh über die Hilfe unserer Aktiven“, freute sich von Mitzlaff. Er hofft nun auf das 25. Jubiläum – „ohne dass wir dann durch Auflagen von oben geknebelt werden“. Freuen würde sich die rührige Gruppe auch über junge Mitstreiter. Sie sind den Bahn-Freunden stets willkommen.

„20 Jahre Museumsbahn, 101 Jahre Bahn Rahden–Nienburg“ – daran erinnerte Landrat Dr. Ralf Niermann. Ein großer Teil dessen, was Rahden heute sei, liege an der Eisenbahn, erinnerte an die Geschichte. Diese Eisenbahner-Tradition werde von der Museumsbahn gepflegt. „Sie ist auch wichtig für den Tourismus.“ Erreichbar sei die Bahn dabei auch durch die Eurobahn aus Richtung Bielefeld. Der Kreis wolle im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beitragen, dass sich die Museumsbahn Rahden–Uchte weiter entwickele. Man wolle sie gern in das Projekt „Mobilität mit Spaß“ einbeziehen, bei dem verschiedene touristische Angebote miteinander vernetzt werden.

Niermann erinnerte an die beiden Wurzeln des Rahdener Vereins. Zum einen seien das die Museumsbahn Minden und das dortige Bahn-Zentralamt gewesen. Zum anderen habe der Rahdener Unternehmer Heinz Meier die Gruppe unterstützt.

Der mittlerweile verstorbene Unternehmer hatte der Museumsbahn bekanntlich Teile des alten Lokschuppens zur Verfügung gestellt.

Den 125 Mitgliedern der Museumsbahn dankte neben Niermann auch Rahdens Bürgermeister Bernd Hachmann für deren Engagement. In ihrer Freizeit sorgten sie für einen touristischen Höhepunkt, so Niermann. Ohne Ehrenamtliche sei die Bahn nicht denkbar, betonte Hachmann. Beide sprachen von einem „wichtigen Baustein für den Tourismus“.

„Die Museumsbahn schrieb eine Erfolgsgeschichte“, sagte Hachmann. Er hat die Anfänge der Bahn als damaliger Stadtdirektor begleitet. Ständig sei man vor 20 Jahren zu den Ministerien nach Düsseldorf und Hannover gefahren wegen der Betriebsgenehmigungen. Die seien seinerzeit immer nur befristet gewesen. Die Museumsbahner hätten Zeit und Nerven geopfert, aber alle Schwierigkeiten überwunden.

Mit leeren Händen waren Hachmann und Niermann nicht gekommen. Beide überreichten der Museumsbahn Geldgeschenke. Geldgeschenke überreichten auch Vertreter der Eisengießerei Meier und der SPD Rahden.

Bewirtung auf dem Bahnsteig: Wilfried Wagenfeld (v. l.) und Berndt von Mitzlaff begrüßten auch Landrat Dr. Ralf Niermann und Bürgermeister Bernd Hachmann. Auf dem Gleis 3 fuhr der neu lackierte „Uerdinger“ ein.

© 2011 Neue Westfälische
13 – Lübbecke (Altkreis), Dienstag 17. Mai 2011