Ratsmitglied Friedrich Schepsmeier wollte Kritikern der von der SPD-Fraktion gewünschten Einführung der Ehrenamtskarte des Landes NRW in Rahden gleich zu Beginn der Sitzung die „Luft aus den Segeln“ nehmen.
Trotzdem entschied sich der Rat am Mittwoch gegen die Einführung der Karte. Es entwickelte sich eine kuriose Diskussion, die ihren Höhepunkt in der Abstimmung „ohne“ FWG-Mitglied Carsten Zimmermann fand.
Mit der Ehrenamtskarte der Landesregierung NRW können Ehrenamtlichen, die fünf Stunden die Woche, beziehungsweise 250 Stunden im Jahr, freiwillige Dienste leisten, ausgezeichnet werden. Diese können mit der Karte vielerorts Vergünstigungen bei Einrichtungen und Unternehmen in Anspruch nehmen. Der nächste Ort, wo Ausgezeichnete die Karte nutzen könnten, sei Lübbecke, erklärte Friedrich Schepsmeier.
Er habe sich bei der Stadt Lübbecke informiert und teilte mit, dass diese keine Extrakosten hätte tragen müssen. Auch das Argument „Die Einführung verursacht Streitigkeiten unter den Vereinen“ zähle nicht. Von Streit habe es in Lübbecke keine Spur gegeben. 30 bis 40 Leute könnten die Karte in Rahden erhalten. Für Einrichtungen der Stadt könnten Vergünstigungen eingeführt werden, und auch so manches Geschäft könne Boni einrichten, fand Schepsmeier.
Das hieße aber auch, so Hermann Seeker (CDU), dass Rahden ein „adäquates Angebot“ für Kartennutzer bereithalten müsse.
Hans-Eckhard Meyer (FDP) kritisierte, dass es derzeit noch kein flächendeckendes Angebot gebe. „Die Karte lebt von den Vergünstigungen im Einzugsbereich.“ Darin liege bislang nur Lübbecke, denn auch Minden und Bielefeld beteiligten sich noch nicht an der Aktion. Man müsse ein Angebot schaffen, aber „über das Hallenbad, die Stadtbücherei, den Museumshof und vielleicht noch Kul-Tür-Veranstaltungen“ komme man in Rahden nicht hinaus. Außerdem gebe es schon etablierte Veranstaltungen, wie die Sportlerehrung, bei der ehrenamtliche Helfer gewürdigt würden.
„Wer ehrenamtlich tätig ist, hat nie daran gedacht, solch eine Art der Ehrung zu erhalten“, sagte Gudrun Straßburg (CDU). Es sei „peinlich, dem ideellen Begriff des Ehrenamtes mit solchen Dingen zu kommen. Das hat unsere Gesellschaft nicht nötig.“
Schepsmeier bezeichnete die Karte, die auch im Kreis diskutiert würde, als „Bundesverdienstkreuz der kleinen Leute“. Er habe in der Diskussion noch kein Argument gegen ihre Einführung gehört.
„Es kostet uns kein Geld, und wenn es so ein Problem ist, die Anträge zu bearbeiten, nehme ich mir einen Tag Urlaub und mache das“, meldete sich Torsten Kuhlmann (SPD) zu Wort. „Das Ehrenamt ist ein Ehrenamt, und ich mache es, weil ich es machen will“, sprach sich Bianca Winkelmann (CDU) gegen die Karte aus.
Was genau passiere, wenn den Trägern der Vergünstigungen das Geld ausgehe, wollte CDU-Ratsmitglied Reinhard Warner wissen. Ob die Ehrenamtskarte auch für den Vorstand des Schützenvereins Sielhorst gelten würde, der sich immer Sonntagsmorgens träfe, fragte Wilhelm Kopmann (CDU).
Torsten Kuhlmann war sprachlos. „Mir stehen meine kurzen Haare zu Berge, dass wir das jetzt ins Lächerliche ziehen“, protestierte Claus-Dieter Brüning (SPD), der sich vorher klar für die Einführung ausgesprochen hatte.
Er sehe keine Mehrheit für die Karte, betonte Hermann Seeker. „Jetzt lehnt ihr ihn ab, und in zwei Jahren stellt ihr den Antrag“, regte sich Schepsmeier auf. „Das machen wir nicht, dann bin ich noch dabei“, konterte Straßburg. In kurzer Abwesenheit von Carsten Zimmermann (Bürgermeister Bernd Hachmann: „Den können wir gedanklich dazuzählen.“) stimmte der Rat ab.