Freunde feiern freudiges Wiedersehen

Starkes Team: Mehr als 40 Bürger aus Rahden haben am Wochenende die Partnergemeinde Glindow besucht und das Jubiläum gefeiert. Auf dem Marktplatz der Stadt Werder (Havel), zu der Glindow heute gehört, stellte sich die Delegation zu einem Erinnerungsfoto.

Wie oft er in Glindow gewesen ist, das hat der frühere Rahdener Bürgermeister Wilhelm Möhring gar nicht mehr mitgezählt. Auch Willi Krüger und Heinz Coors waren oft in der Ortschaft unweit von Potsdam. Am Wochenende reisten sie gemeinsam mit vielen anderen Bürgern aus Rahden nach Glindow – und gemeinsam wurde ein besonderes Jubiläum gefeiert.

Am 3. Oktober 1990 unterzeichneten Wilhelm Möhring und sein damaliger Glindower Amtskollege Wilfried Nikolai in Glindow die Partnerschafts-Urkunden. Das ist nun 20 Jahre her – und am Wochenende wurde das 20. Jubiläum anlässlich des Glindower Kirsch- und Ziegelfestes gebührend gefeiert.

Für Wilhelm Möhring, den in Tonnenheide wohnenden ehemaligen Bassumer Stadtdirektor Willi Krüger und den früheren Rahdener Bauamtsleiter Heinz Coors war das ein Wiedersehen mit vielen Freunden – Weggefährten aus 20 Jahren Partnerschaft.

Vor 20 Jahren suchte die Stadt Rahden eine Partnergemeinde in der damaligen DDR. Er habe nach einer Treibjagd in Tonnenheide im Gasthaus Rüter mit Gerhard Büsching über das Thema gesprochen, erinnert sich Möhring. „Da habe ich was“, habe Büsching geantwortet. Schon einige Monate vor der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 waren die Rahdener dann in Glindow. An den ersten offiziellen Besuch einer Rahdener Delegation kann sich Möhring gut erinnern. Gastgeschenk der Stadt Rahden für Glindow war damals ein Kopierer.

„Wir wurden gebeten, Verwaltungshilfe zu leisten“, erzählen Coors und Krüger und erinnern an den Einigungsvertrag. „Wir haben das auf freiwilliger Basis gemacht. Wir waren ja schon im Ruhestand.“ Die bundesdeutschen Gesetze seien dem Osten ja „übergestülpt“ worden. Ob Haushaltsrecht oder Baurecht – in vielen Punkten haben Krüger und Coors geholfen. Eine Wasserversorgung etwa habe es in Glindow gegeben. Abwasser aber, das sei in der Vor-Wende-Zeit kein Thema gewesen. „Dafür konnten die Leute ja nichts“. Gelegen habe das am früheren politischen System.

Viele Erinnerungen wurden am Wochenende wach, als Möhring, Krüger und Coors mit ihren Glindower Freunden klönten – unter anderem mit den früheren Bürgermeistern Wilfried Nikolai und Hermann Bobka. „Weißt Du noch…“ – das war dabei der Beginn bei den Erinnerungen an viele schöne Erlebnisse jener Jahre. Eine Bootstour mit Wilfried Nikolai etwa ist den Rahdenern noch so präsent, als sei sie erst gestern gewesen.

„Damals sind wir jede Woche hier gewesen“, meint Krüger. Untergebracht waren sie im damaligen „Jugendhotel“. „Vier-Bett-Zimmer“, ergänzt Coors. „Und morgens wurden die Kohlen angeliefert. Davon wurde man wach“, meint Möhring.

„Wir wurden ganz freundlich aufgenommen“, betont das Rahdener Trio. Einen guten Kontakt zu den Menschen habe es von Anfang an gegeben. „Auch wir haben viel gelernt und außerdem die wunderschöne Umgebung kennen gelernt“, so Willi Krüger.

Viele Begegnungen folgten. Freundschaften wurden geknüpft und vertieft. Sichtbar ist das in Rahden, wo ein Platz in der Stadtmitte nach der brandenburgischen Partnergemeinde benannt ist und auf dem der kleine Nachbau eines typischen Glindower Ringofens steht.

Sichtbar ist das aber auch in Glindow, wo 1995 der Rahdener Platz und ein Jahr später das von Klaus Möde gestaltete Denkmal eingeweiht wurden. Für Möhring ist dieses Denkmal ein schönes Symbol für den nicht immer ganz einfachen Weg zur Einheit. Die beiden Bogen-Hälften, mit Motiven aus Rahden und Glindow verziert, treffen sich nicht direkt, sondern leicht versetzt.

„Unser Ansatz war damals, Partnerschaften zwischen den Vereinen zu schaffen“, sagt Wilfried Nikolai. Die Verbindungen gebe es bis heute, fügt Möhring hinzu und erinnert auch an den Pr. Ströher Singkreis, die Varler Geflügelzüchter und den Sozialverband.

Die herzliche Aufnahme, die Möhring, Krüger und Coors erfahren haben, die gab es auch am Wochenende. Der Glindower Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm hieß die Gäste aus Westfalen herzlich willkommen. Viele Rahdener reihten sich trotz Backofen-Hitze in den Festumzug zum 14. Kirsch- und Ziegelfest ein. Gemeinsam feierten sie den deutschen Sieg gegen Argentinien – passend zum Spiel hatte Claus-Dieter Brüning sogar seine Vuvuzela nach Glindow mitgebracht.

Gemeinsam mit Sigmar Wilhelm und der neuen Glindower Kirschkönigin Rebecca Schmalfeld besichtigten die Rahdener auch das Glindower Ziegelei-Museum. Einst arbeiteten hier dutzende Menschen, darunter auch Saisonarbeiter aus Lippe. Heute sind hier noch 20 Beschäftigte tätig. Sie produzieren Steine, die bei Arbeiten an denkmalgeschützten Gebäuden nicht nur in Deutschland verwendet werden.

Auf dem Rückweg legte die Rahdener Gruppe noch einen Stopp auf dem Spargelhof Buschmann-Winkelmann in Klaistow ein. Der Betrieb, erinnert sich Möhring, sei auch im Zuge der Partnerschaft ins Brandenburgische gekommen. Möhring kennt den Betrieb – von den zahlreichen Besuchen bei den Freunden in Glindow.

Den Betrieb stellte Ernst-August Winkelmann vor – und betonte, dass die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde wichtig gewesen sei für die Ansiedlung des Betriebs. Das habe es erleichtert, in Klaistow Fuß zu fassen, so Winkelmann.

Gute Freunde: Heinz Coors (v. l.), Willi Krüger, Hermann Bobka und Wilhelm Möhring freuten sich über das runde Jubiläum.

© 2010 Neue Westfälische
Zeitung für den Altkreis Lübbecke, Dienstag 06. Juli 2010