Sanierung statt Neubau

Krankenhaus Rahden (FOTO: JOERN SPREEN-LEDEBUR)
Herbst-Stimmung: Das Bettenhaus des jetzigen Krankenhauses soll bis zu drei Geschosse verlieren. Die sind nicht mehr erforderlich, wenn die Bettenzahl auf gut 70 reduziert werden sollte. FOTO: JOERN SPREEN-LEDEBUR

VON JOERN SPREEN-LEDEBUR

Lange hatten die Klinik-Verantwortlichen auf den Neubau einer Portalklinik in Rahden gesetzt, und zwar auf einen ganz modernen. Doch stehen die Zeichen jetzt anders. Einige Entscheidungsträger sind nicht mehr im Amt. die Mühlenkreiskliniken AöR immer noch klamm. Die Folge: Einen Neubau wird es nicht geben.

Hinter verschlossenen Türen hat der noch amtierende Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken (MKK) die Sanierung des Rahdener Krankenhauses im Bestand mit Umbau befürwortet. Die Portalklinik soll also auf diese Weise Wirklichkeit werden. Diese Empfehlung geht an die Adresse des künftigen Verwaltungsrates, dem auch einige neue Mitglieder angehören werden. Dessen konstituierende Sitzung ist voraussichtlich im Dezember.

Der Umsetzung in einem Neubau erteilte der Verwaltungsrat gestern eine Absage. Nach Darstellung des Kreises Minden-Lübbecke werde mit der neuen Empfehlung die derzeitige Verschuldungssituation und der laufende Sanierungsprozess der MKK berücksichtigt, eine wirtschaftliche Lösung und seriöse Finanzierung aufgezeigt. Landrat Dr. Ralf Niermann bewertete das Votum laut Kreis-Mitteilung als „deutliches Zeichen für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und für den Standort Rahden“. Wichtig sei, dass die Sanierung insgesamt gelinge.

Zur künftigen Bettenzahl und zu den Kosten wollten gestern weder der Kreis noch MKK-Sprecher Georg Stamelos Stellung nehmen. Man müsse die weiteren Beratungen abwarten. Nach NW-Informationen soll das Haus künftig noch gut 70 Betten haben (zurzeit rund 120). Geplant ist, das Bettenhaus um bis zu drei Geschossen zu reduzieren.

Die Raumstruktur werde so verändert, dass notwendige Strukturen umgesetzt werden könnten, heißt es bei den MKK. Kosten für Brandschutzauflagen seien in die neue Kalkulation eingerechnet worden. Hinsichtlich von Arztpraxen werde man „Gespräche mit allen aufnehmen“, sagte Stamelos gestern.

Ein reiner Neubau hätte nach Einsparungen knapp 19 Millionen Euro gekostet. Nach Abzug des Kreis-Anteils (vier Millionen Euro), des Rahdener Zuschusses (eine Million) und der Landesmittel für die Telemedizin (2,25 Millionen) wäre letztlich ein Betrag von mehr als neun Millionen Euro übrig geblieben, den die MKK über Banken hätten finanzieren müssen. Gegen einen Neubau soll auch sprechen, dass Abschreibungen erwirtschaftet werden müssten.

Bei der jetzt ins Auge gefassten „Sanierung im Bestand“ soll nach NW-Informationen ein Finanzierungsbedarf von vier Millionen Euro bestehen. Dieses Geld müssten sich die Kliniken von Banken leihen.

Es gibt allerdings Knackpunkte: Die Rahdener Zusage für eine Million Euro bezieht sich allein auf den Neubau – nicht auf das, was jetzt auf den Weg gebracht wurde. Hier müsste der Rat seinen 2006 gefassten Beschluss erweitern – einen Zuschuss auch für die Sanierung im Bestand. Der Landeszuschuss muss bis Ende 2010 verwendet werden, soll er nicht verfallen. Laut Stamelos gibt es dagegen Zeit bis 2011 – mit Option auf Fristverlängerung.

Kenner der Krankenhaus-Landschaft bezweifeln allerdings, ob sich das finanziell klamme Land auf Frist-Verlängerungen einlassen wird. Schließlich gebe es auch Begehrlichkeiten anderer Klinik-Träger, heißt es.

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Herbst-Stimmung: Das Bettenhaus des jetzigen Krankenhauses soll bis zu drei Geschosse verlieren. Die sind nicht mehr erforderlich, wenn die Bettenzahl auf gut 70 reduziert werden sollte. FOTO: JOERN SPREEN-LEDEBUR

© 2009 Neue Westfälische
Zeitung für den Altkreis Lübbecke, Samstag 31. Oktober 2009