Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Fasziniert werfen Samtgemeindebürgermeister Reinhard Schmale und die Museumseisenbahner Bernd von Mitzlaff und Wilfried Wagenfeld gemeinsam mit Autor Günter Mootz (2.v.r.) einen Blick in die druckfrische Chronik der Eisenbahnstrecke Nienburg-Uchte-Rahden.
Fasziniert werfen Samtgemeindebürgermeister Reinhard Schmale und die Museumseisenbahner Bernd von Mitzlaff und Wilfried Wagenfeld gemeinsam mit Autor Günter Mootz (2.v.r.) einen Blick in die druckfrische Chronik der Eisenbahnstrecke Nienburg-Uchte-Rahden.
Gang und gäbe: "Überfüllte Hamsterzüge".
Gang und gäbe: "Überfüllte Hamsterzüge".

Die Eisenbahnstrecke Nienburg-Uchte-Rahden feiert im nächsten Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. Grund genug, einen Blick zu werfen auf die vergangenen zehn Jahrzehnte – auf die Anfänge, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven, die mit der historischen Schienentrasse verbunden sind.

Günter Mootz hat dies getan, denn seit vergangener Woche ist die anlässlich des Jubiläums von ihm verfasste Chronik in ausgewählten Verkaufsstellen erhältlich.

Ein Blick in die Aufarbeitung der Geschichte der Bahnstrecke und der regionalen Sehenswürdigkeiten zeigt, dass Bahngeschichte mehr zu bieten hat als Streckenpläne und Tabellen mit Bahndaten.
Der Aufbau des Buches ist zweiteilig: im ersten Teil unternimmt der Leser gewissermaßen eine Eisenbahnfahrt von Nienburg über alle Bahnhöfe und Haltestellen hinweg bis nach Rahden. Aber gleichzeitig ist es auch eine Fahrt in die in die Geschichte menschlicher Schicksale, die über die Jahre eng mit dem Schienentransportmittel verknüpft waren und leicht in Vergessenheit geraten.

Nachdem nach der Streckeneinweihung die Bahnstrecke von Nienburg nach Rahden gut angenommen wurde und der Verkehr ins Rollen kam, brach der Erste Weltkrieg aus.

Mit den zusätzlichen Aufgaben war die Bahn den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Logistische Aufgaben konnten nur zum Teil bewältigt werden. Truppentransport, Beförderung von kriegswirtschaftlich wichtigem Material, Nachschubleistungen und die Versorgung der Bevölkerung waren Anforderungen, die geleistet werden sollten, ohne dass die Betriebsanlagen der Bahn entsprechend erneuert oder ausgebaut wurden. Ein Zusammenbruch: unvermeidbar.

„Im Oktober 1919 entschied die Eisenbahndirektion Münster, dass aufgrund des großen Kohlenmangels der gesamte Personenverkehr an Sonn- und Feiertagen einzustellen ist. Außerdem würden Züge mit kurzer Fahrdauer im Winter nicht mehr beheizt.“
Auch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges führten Versorgungsengpässe und klirrende Kälte dazu, dass der Bahn vielfach eine schicksalhafte Bedeutung zukam.

„Vor allem der Schreckenswinter 1947 blieb vielen in Erinnerung. Kälte, Hunger und vereiste Ruinen prägten damals das Bild in den vier Besatzungszonen. Viele Menschen überlebten die Kältewelle nicht. Temperaturen um minus 20 Grad, Schneestürme und meterhohe Verwehungen erschwerten und unterbanden den Kohlentransport.

Auf dem Weg aus dem Ruhrgebiet in unsere Region verbrauchten einzelne Kohlenzüge durch das Einfrieren der Lokomotiven, die damals noch mit Dampf angetrieben wurden, immense Kohlenvorräte. Bei fast jedem Halt wurde ein Teil der Ladung geplündert.

Zu Hunderten sprangen die frierenden Menschen auf die Kohlenzüge auf, füllten ihre Säcke und warfen sie an den verabredeten Stellen wieder ab.“
Das schlimmste aber war, dass die enorme Kälte die Menschen daran hinderte, auf „Hamsterfahrt“ zu gehen. Denn „Hamsterfahrten“ aufs Land, bei denen sich die Menschen auf den Bauernhöfen das Notwendigste zum Leben erbaten, sicherten in den Nachkriegsjahren das Überleben vieler Menschen. „Hamsterzüge waren oft so überfüllt, dass die Reisenden mit ihren Rucksäcken, Koffern und Taschen auf den Dächern der Personenwagen mitfuhren.“