Ein Viertel wird aufgemöbelt

Jürgen Reuter ist Architekt und betreut beim Landschaftsverband Westfalen- Lippe (LWL) Landschafts- und Baukultur. Wenn er über die Katzengasse in Rahden spricht, gerät er ins Schwärmen. Nicht nur die Lage innerhalb der Stadt – er nennt es „Quartier Katzengasse“ – hat es ihm angetan. Als „stolze Bauten“ bezeichnet Reuter die Häuser.

Mit dem „Blick des Außenstehenden“ habe er im Auftrag der Stadt Rahden die Bebauung in dieser historisch gewachsenen Struktur untersucht und unterschiedliche Qualitäten festgestellt, berichtete Jürgen Reuter dem Bauausschuss. Während das Haus Nr. 6 wegen schlechter Bausubstanz wohl kaum zu erhalten sei, gelte die Substanz der Häuser Nr. 4 (Ecke Winkelstraße) und Nr. 8 (Nähe alte Amtssparkasse) umso mehr als erhaltenswert. Der Architekt stufte sie als ortsbildprägende Bauten ein.

Überhaupt bilde die Katzengasse, die für ihn eine ganz wichtige Wegeverbindung darstelle, eine Schnittstelle für die Innenstadt von Rahden. Sollte das Haus Nr. 6 mit Nebengebäuden nicht zu halten sein, könnte hier Ersatz geschaffen werden, der jedoch maßstabgetreu und der vorhandenen Bebauung angepasst gestaltet werden müsste. Dies gelte auch für das entlang der Winkelstraße geplante Mehrfamilienhaus.

Um das besondere Flair der Katzengasse auch nach einer Neugestaltung des Areals zu erhalten, sollten möglichst wichtige Details wie die vorhandenen Gartenmauern und Eisenzäune beibehalten werden, schlug der Referent vor.

Ganz große Bedeutung schrieb der Münsteraner der Neugestaltung am Glindower Platz zu. „Die alte Amtssparkasse ist ein abweisender Bau. Hier sollte ein Geschäfts-/Wohnhaus entstehen, das den Platz öffnet. Nur so lässt sich hohe Aufenthaltsqualität erzeugen, was die historisch gewachsene Innenstadt nochmals aufwertet“, sagte Reuter den offensichtlich etwas überraschten Ausschussmitgliedern. Das sei wichtig, weil der Glindower Platz den Auftakt zum Katzengasse-Viertel bilde. Außerdem könne sich die vorhandene Gastronomie zum Platz hin orientieren, was einer weiteren Aufwertung dienlich sei.

Was der Investor für das Viertel plant

Eigentümerin der Fläche zwischen Katzengasse und Winkelstraße ist die Fortriede/Scheer/Kirbs GbR. Das 2.270 Quadratmeter große Grundstück soll umfassend saniert und modernisiert werden. Neben dem Erhalt der Häuser Nr. 4 und Nr. 8 ist ein Neubau mit acht Wohneinheiten entlang der Winkelstraße vorgesehen. Entgegen einer ersten, laut Architekt Werner Fortriede falschen und missverständlichen Darstellung handele es sich nicht um seniorengerechte Wohnanlagen, sondern er plane barrierefreies Wohnen für alle Altersgruppen, der modernen Form des Zusammenlebens in Wohngebieten.

Die laut Westfälisches Amt für Landes-und Baukultur nicht erhaltenswerte Altbebauung im Innenbereich des Viertels soll freigeräumt werden. Dort soll ein Innenhof als gemeinsamer Freiraum für die Bewohner von Alt- und Neubauten entstehen.