Krankenhaus-Privatisierung verhindern

Dieter Gronert

Von Michael Nichau
Rahden/Stemmer (WB). Dieter Gronert stellt sich als unabhängiger Bürgermeisterkandidat der SPD, FWG und der Grünen am kommenden Sonntag zur Wahl. Die RAHDENER ZEITUNG hat den 51-jährigen Richter am Amtsgericht Magdeburg in seinem Haus in Minden-Stemmer besucht. Dort lebt er mit seiner Frau Karin und den drei Kindern Christian (26), Hannes (29) und Anna (19).

»Das ist das Elternhaus meiner Frau. Ich habe es mit eigenen Händen renoviert«, erklärt Gronert nicht ohne Stolz im umgebauten Bauernhaus. Auch er sei in Minden auf einem Bauernhof aufgewachsen. »Mit allen Vor- und Nachteilen«, wie er sagt. Als er vier Jahre alt war, sei sein Vater früh verstorben. »Da musste jeder zufassen. Schule schien nicht so wichtig. Selbst während der Abiturzeit habe ich vor den Klausuren Kühe melken und ausmisten müssen«, erzählt er. Von seinem Großvater habe er »Platt kuiern« gelernt. »Die sprachen nur so.«

»Nach dem Studium habe ich bei einem Wirtschaftsprüfer und bei einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Niedersachsen gearbeitet«, berichtet er über den beruflichen Werdegang. Auch eine Zeit als Wirtschaftsstaatsanwalt und als Leiter des Handelsregisters in Magdeburg habe sich angeschlossen. »Ob ich ein Handelsregister mit 30 Leuten oder eine Verwaltung führe, macht keinen Unterschied«, entgegnet er auf die Frage nach seiner Eignung als möglicher Verwaltungschef. »Ich bin selbst Jurist und brauche keinen Beigeordneten. Der wäre für Rahden auch nicht bezahlbar.«

»Auch das Know-how in der Wirtschaft ist da«, erläutert Gronert der heute als Richter für Straf-, Zivil, Betreuungs- und Insolvenzrecht tätig ist.
Neben dem Beruf gibt es den Privatmann Dieter Gronert. »Ich singe«, überrascht die Antwort auf die Frage nach den Hobbys. »Ich gehöre seit Jahren dem Männerchor "Wohlklang" in Todtenhausen an. Außerdem bin ich Mitglied in der Kantorei der Christuskirche.« Dann zählt er seine weiteren Freizeitaktivitäten auf: Lesen, Radfahren, Fitnesstraining und Spaziergänge. »Im Wahlkampf habe ich zu Fuß in Rahden etwa 200 Kilometer zurückgelegt und etwa 200 Menschen besucht.« Außerdem ist Gronert Hobby-Pilot, fliegt Segelflugzeug und Motorsegler in Porta Westfalica.
Und dann ist da der große Garten, den er mit Ehefrau Karin hegt und pflegt. »Pflaumen vom eigenen Baum, Äpfel – einfach klasse«, schwärmt er. Er mag das eigene Haus, ist ein wenig mit der Scholle verwachsen. Nein, sofort werde er nicht nach Rahden ziehen, wenn er zum Bürgermeister gewählt würde. »Ein solches Haus kann man nur mit Verlust verkaufen. Ich benötige von Stemmer auch nur 20 Minuten bis zum Rahdener Rathaus. Andererseits wird das Haus zu groß, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Ich könnte mir vorstellen, dass ich als Bürgermeister – wenn alles gut laufen würde – in vielleicht fünf Jahren nach Rahden ziehen möchte. Das wäre dann ein neuer Lebensabschnitt.«

Ist Rahden also doch lebenswert?, lautet die Frage an den Kritiker Gronert. »Für den Satz "Ich habe das Gefühl, in Rahden ist alles stehen geblieben", den ich zu Beginn des Wahlkampfes gesagt habe, muss ich mich entschuldigen. Die Kontakte und Hausbesuche in der Wahlkampfzeit haben mich eines Besseren belehrt und ich nehme diesen Spruch mit allen Konsequenzen zurück. Ich habe das Gefühl, dass dieser Satz arrogant ist und möchte mich heute davon distanzieren. Außerdem möchte ich mich bei den Menschen, die ich damit verletzt habe, entschuldigen.«

Er habe gemerkt, was die Menschen in der Auestadt bewegt, erläutert Gronert. Abseits von allem Wahlkampf müsse das große Ziel sein, die medizinische Versorgung in der Stadt zu erhalten, das Rahdener Krankenhaus zu sichern. Er sei ein wenig enttäuscht über das Land, das »nur« 2,55 Millionen Euro Zuschuss zahle. In Relation mit der Stadt, die sich mit einer Million einbringe, sei das zu wenig und stimme ihn persönlich ärgerlich.
Mit grob gerechnet 7,5 Millionen Euro sei etwa ein Drittel des Gesamtkapitals für einen Neubau vorhanden. »Das würde nicht ausreichen, um einen Neubau zu verwirklichen«, gibt Gronert zu bedenken. »Ich möchte in jedem Fall das öffentlich rechtliche Krankenhaus behalten, eine Privatisierung verhindern. Wenn also ein Neubau nicht möglich ist, muss die Portalklinik im Altbau eingerichtet werden«, sagt Gronert. »Mit einer Renovierung – und damit habe ich ja persönliche Erfahrung bei meinem Haus – gehen die Alt-Investitionen nicht verloren. Dass das nicht das Nonplusultra sein kann, ist mir klar.«
In den ersten 100 Tagen im Amt »würde ich als erstes versuchen den Ratsbeschluss zu ändern, der die Million nur für den Neubau des Krankenhauses zusichert«, führt Gronert den Satz zu Ende. »Als Bürgermeister würde ich auch bei der CDU und FDP für diese Lösung werben. Ich würde solch eine Entscheidung nie gegen den Willen einer großen Volkspartei durchsetzen wollen.« Das sei seine Zielsetzung als unabhängiger Kandidat. »Sollte ich gewählt werden, bleibe ich unabhängig: Ich bin allen Bürgern verpflichtet, nicht einzelnen Gruppen.«
Den Rest seiner politischen Ziele hakt Gronert stichpunktartig ab:

  • Neue Nutzung von alter Amtssparkasse und Deerberg-Haus,
  • Stärkung der Außenortschaften, um rückläufige Schülerzahlen zu stoppen,
  • Gewerbe, Kleingewerbe und Wohnungen in diesen Ortschaften schaffen.

    Artikel vom 25.08.2009