Krankenhaus: »Karren aus dem Dreck ziehen«

Dieter Gronert (50), ist von den Mitgliedern der Rahdener SPD am Donnerstag einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten gewählt worden.

Gronert, der als gemeinsamer Kandidat der SPD, der Freien Wählergemeinschaft Rahden und der Grünen antritt, erhielt vom stellvertretenden Unterbezirks-Vorsitzenden Ernst-Wilhelm Rahe Rückendeckung in der Forderung nach »Mehr Demokratie in Rahden«. Rahe: »Die Bürger wollen frischen Wind in der Politik. Dieter Gronert hat Recht, wenn er mehr Demokratie fordert.« Die Reaktionen auf dessen ersten Auftritt würden zeigen, dass »die CDU kalte Füße bekommt«.
»Wir üben Kritik am höfischen Treiben der Rahdener CDU. Diese Kritik wird in den kommenden Monaten noch lauter werden«, erklärte Rahe.
»Es ist eine Herausforderung, aus der Opposition heraus die Bürgermeisterwahl zu bestreiten«, erklärte SPD-Fraktionssprecher Günter Meyer. »Wir gehen mit einem Kandidaten ins Rennen, der über das entsprechende Rüstzeug und den beruflichen Hintergrund verfügt, um dieses Amt ausfüllen zu können«, beglückwünschte er Dieter Gronert zur einstimmigen Nominierung. »Unser Kandidat tritt für drei Parteien an, stellt seine SPD-Mitgliedschaft aber nicht in den Hintergrund.«

Bürgermeisterkandidat Gronert – er hat sich der Öffentlichkeit bereits vorgestellt – erläuterte den versammelten SPD-Mitgliedern seine Ziele. Er schwächte seine Worte über die Demokratie in Rahden ein wenig ab: »Natürlich ist in Rahden demokratisch gewählt worden, aber seit 1973 hat die CDU die absolute Mehrheit und sorgt für ungleiche Bedingungen bei der Information der Parteien. Und das ist undemokratisch.« Wenn er Bürgermeister werde, würde auch die CDU gleichzeitig mit anderen Parteien Informationen erhalten, jedoch nicht vorher.
Ironisch dankte Gronert der Kleinendorfer Ortsvorsteherin Ulla Thielemann für ihre Kritik an seinen Worten zur Demokratie in Rahden. Er werde ihr womöglich einen Blumenstrauß vorbeibringen.
»Nachdrücklich« werde er sich für den Erhalt des Rahdener Krankenhauses einsetzen. »Ein Krankenhaus der Grundversorgung muss aber öffentlich-rechtlich und nicht privat finanziert werden. Die Grundversorgung nimmt jeder in Anspruch und man kann sich das nicht aussuchen«, bemerkte Gronert zu einem Vorschlag aus den Reihen der CDU, das Krankenhaus teils privat zu finanzieren.
An diese Adresse richtet Gronert auch seine Kritik: »Diejenigen, die die Karre in den Dreck geschoben haben, mögen sie auch wieder rausziehen«, sagte er. Zuvor ließ er »auf Platt« die in seinen Augen »Hauptschuldigen«, Friedrich Klanke und Wilhelm Krömer, auftreten, die »zwei und zwei gleich fünf« rechneten. Er gebe ihnen die Schuld an der Finanzmisere am Klinikum Minden und damit der Existenzbedrohung des Rahdener Hauses. »Klanke und Krömer sind die Hauptverantwortlichen für das 55-Millionen-Defizit«, sagte Gronert. Alle sollten sich einig sein, das Krankenhaus in Rahden zu erhalten, aber »nicht auf diese Tour«, sprach er sich gegen die Beteiligung privaten Kapitals aus.
Einen weiteren »Schuss« ließ der Kandidat gegen Familienzentren der Kindergärten los: Kindergärten würden zu Familienzentren aufgepeppt. Diese würden nur Adressen von Ansprechpartnern vermitteln, aber selbst über keine Kompetenz mehr verfügen.